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LIFE-Limosa: EU-Mittel bringen mehr Vielfalt in die Kulturlandschaft

Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck gibt gemeinsam mit der Vorstandvorsitzenden der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein Herlich Marie Todsen-Reese und den Landräten der Kreise Dithmarschen und Nordfriesland im Multimar Wattforum in Tönning den Startschuss für ein von der Europäischen Union (EU) kofinanziertes LIFE+-Naturschutzprojekt….

Noch vor wenigen Jahrzehnten waren große Teile Schleswig-Holsteins, entlang der Küsten und großen Flüsse von Feuchtwiesen geprägt. Heute ist deren Existenz und damit die ihrer Bewohner bedroht. Einst häufige Vögel, wie Uferschnepfe (Limosa limosa) und Kiebitz stehen nun auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

 „Life-Limosa“ ist ein umfangreiches Projekt für Artenschutz und Biodiversität“, sagt Habeck in seinen Grußworten während der Auftaktveranstaltung. „Wiesenvögel gehören zu Schleswig-Holsteins Ureinwohnern, und wenn wir ihren Lebensraum schützen, tragen wir viel zu einem naturnahen Schleswig-Holstein bei.“

Hoch aufgewachsen mit langen Beinen, einem scheinbar ebenso langen Schnabel und einer Flügelspannweite von bis zu 75 Zentimetern ist die Uferschnepfe eine sympathische Botschafterin für die Lebensgemeinschaft Feuchtwiese. Die intensive Bewirtschaftung, wie sie nur durch Entwässerung und Düngung möglich ist, ist für die heimischen Wiesenvögel ebenso schädlich, wie das Brachfallen unrentabel gewordenen Grünlands. Denn während auf der einen Seite der frühe Mahdzeitpunkt und der fehlende Insektenreichtum den Bruterfolg zu Nichte machen, ist es auf der anderen Seite das langsame Zuwachsen mit Hochstauden und Gebüschen.

„Die Uferschnepfe stellt hohe Ansprüche an Kost und Logis. Ihre Lebensräume sind die Feuchtwiesen in den Kögen und entlang der Flüsse“, erklärt Todsen-Reese. „Wenn es uns gelingt, diese wieder in die First-class-Kategorie zu führen, dann müssen wir uns auch keine Sorgen mehr um die weniger anspruchvollen Reisenden der Touristenklasse, wie Rotschenkel, Kiebitz, Bekassine und Co., machen.“  Sie alle profitieren automatisch von der geplanten Aufwertung der Feuchtwiesen entlang der Westküste – vom Rickelsbüller Koog im Norden bis zum Speicherkoog im Süden. 23.000 Hektar stehen im Focus des bis 2022 laufenden LIFE-Limosa- Projektes: Rund 4.200 Hektar, alle im öffentlichen Eigentum, will die Stiftung Naturschutz wie der zu blühenden Wiesen und optimalem Brutrevier für ihre typischen Brutvögel vom Kiebitz bis zu sehr seltenen Arten wie Alpenstrandläufer und Kampfläufer machen.

 „Limosa“ ist nunmehr das 5. LIFE-Projekt, mit dem die Stiftung Naturschutz Geld aus der EU nach Schleswig-Holstein holt. „Die Drittmittelprojekte der Stiftung sind ein wichtiges Finanzierungsinstrument zum Erhalt der Biologischen Vielfalt in Schleswig-Holstein ohne weitere Belastungen für den Landeshaushalt. Damit übernimmt die Stiftung einen Teil der Verantwortung, die dem Land obliegt, um ihre an die europäische NATURA-2000-Kulisse gemeldeten Schutzgebiete in einem guten Zustand zu erhalten“, erklärt Todsen-Reese und freut sich, „ dass wir als starken Partner  das MOIN (Michael Otto Institut im NABU Bergenhusen), dessen bundesweites fachliches Renommee unbestritten ist, an unsere Seite haben.“

Rund 6,2 Millionen Euro fließen in den nächsten neun Jahren in das Artenschutzprojekt, die Hälfte kommt aus dem EU-Förderprogramm LIFE+, den Rest steuern die Stiftung Naturschutz, das Kieler Umweltministerium, der Kreis Ditmarschen mit dem Fonds „Mehr Natur für Dithmarschen“ und der Kreis Schleswig-Flensburg bei.

„Gelingen kann unser Vorhaben aber nur,“ betont Todsen-Reese, „wenn wir alle Akteure ins Boot holen: Landeigentümer, Politik, Verwaltungen, ehrenamtlichen Naturschutz, Jäger und Landwirte.“  Die Stiftung wird nach dieser zentralen Auftaktveranstaltung, die in der Region bestehenden runden Tische nutzen. Mehr als 30 Termine sind geplant, um zusammen das Beste für die Uferschnepfe und die große Familie der Wiesenvögel herauszuholen.